Swatting

Wenn plötzlich drei Feuerwehrautos, Einsatzfahrzeuge der Polizei und ein Rettungswagen vor der Tür stehen, dann muss es sich nicht zwangsläufig um einen Notfall handeln. Jens Knossalla musste sehr überrascht sein, als es 2020 während seines Live-Streams um 23:30 Uhr an seiner Haustür klingelte und besagte Einsatzkräfte von einem „Gasalarm“ sprachen, den es nie gab. Dem Täter droht nun eine Haftstrafe.
Opfer werden besonders Prominente, es traf unter anderem schon Paris Hilton, Rihanna, Justin Timberlake, Selena Gomez oder Justin Bieber.

Was ist Swatting?

Swatting bezeichnet eine Belästigungstechnik, bei der es darum geht, unter Täuschung einen Noteinsatz von der Polizei, der Feuerwehr oder Rettungskräften bei einer bestimmten Zielperson zu erzeugen. Ziel ist es meist, der betroffenen Person zu schaden oder sich einen Scherz zu erlauben. Als Motivation wird von den Tätern oft Rache oder Langeweile genannt, es dürften auch Einschüchterung, Erpressung und Terror eine Rolle spielen. Oft handelt es sich bei den Tätern um Zuschauer von Online-Streams, die die Polizei anrufen und ihnen eine bedrohliche Notsituation schildern, so dass ein Einsatzkommando („SWAT-Team“) zur Adresse des Streamers fährt, um zu helfen. SWAT ist die Abkürzung der amerikanischen Spezialeinheit „Special Weapons and Tactics“.

Bis 2015 war dies tatsächlich eher ein amerikanisches Phänomen. Doch am 16. Juli 2015 löste der 24-jährige Alexander S. mit einem Anruf einen Großeinsatz der Feuerwehr beim Youtuber Rainer Winkler alias „Drachenlord„. Der Täter wurde später mit 3 Jahren und 5 Monaten Gefängnis bestraft. Diese Strafe setzte sich jedoch auch aus anderen Straftaten zusammen, insbesondere wegen Betrugs mit Online-Bestellungen. Es folgten weitere, nicht wenige Vorfälle von Swatting in Deutschland. Ein neuer Trend liegt darin, bei Online-Computerspielen nach einer Niederlage seinen Kontrahenten zu swatten, um sich für die Niederlage zu rächen.

Einige Twitch-Streamer wie xQc oder Amouranth wurden sogar so häufig Opfer, dass sie umziehen mussten oder sich einen Wachhund angeschafft haben und sich überlegen, eine Waffe zu kaufen. Bei einem solcher Einsätze kam es insbesondere in den USA sogar schon vor, dass die betroffene Person beim Polizeieinsatz zB wegen einer angeblichen Geiselnahme ums Leben kam. Folgen eines solchen Einsatzes können körperliche und psychische Schäden nach sich ziehen. So wurde die Streamerin Andrea Rovenski alias „Cyberdemon531“ Opfer von Swatting: Während sie sich live in einem Speedrun befand, umstellten Beamte ihr Haus und stürmten anschließend ihre Wohnung. Dabei drückten die Beamten ihre behinderte Mutter zu Boden und als sie nach draußen ging, befanden sich dort 10 bis 15 Polizeiautos und viele Polizisten, die ihre Sturmgewehre auf die Streamerin richteten. Sie hatte Todesangst. Ihre Mutter erholte sich nie wieder von diesem Vorfall und entwickelte Albträume und Schlafstörungen bis sie schließlich in Folge des psychischen Stress‘ starb.

Ist Swatting strafbar?

Das Swatting ist in Deutschland unter der Norm § 145 Missbrauch von Notrufen und Beeinträchtigung von Unfallverhütungs- und Nothilfemitteln geregelt und, sowie in den meisten anderen Ländern auch, strafbar. Die Tat wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.